Auszüge aus dem Vortrag beim "Tag der Psychotherapie“,
10.10.2015, Kulturhaus Dornbirn

Für Sokrates war »die Seele« das Prinzip der »freien Lebensgestaltung«. Die Seele zeigt uns, was die Menschen in ihrem Leben »eigentlich antreibt«, was sie »in Gang hält«, was sie letztlich ›lebendig‹ macht …
Um was ist es Sokrates gegangen? Er wollte seine Gesprächspartner dazu bringen, sich selbst in Frage zu stellen, - auf sich selbst zu achten und seine Seele »so schön und weise wie möglich« zu gestalten...

Was ist das seelische Leben?
Es basiert auf dem, wie wir unsere Erfahrungen – die gegenwärtigen wie die früheren – verstehen und verarbeiten lernen. Um weiterzukommen. Mit uns selbst, den anderen Menschen, mit der Welt um uns herum …
Damit wir nicht im Käfig unserer inneren Versteinerungen gefangen bleiben...

Es war die große Entdeckung Sigmund Freuds, dass jeder Mensch eine ganz eigene, zutiefst persönliche innere Welt hat. Eine innere Welt, die zu einem großen Teil unbewusst und auch unterdrückt ist. Das heißt: Eine innere Welt, die immer wieder neu zu entdecken und zu erhellen ist. Eine große Herausforderung in Zeiten der Selbstoptimierung und der narzisstischen Selbstbespiegelung …

Das heißt: Die Seele steht für Öffnung, für Freiheit. Sie ist nichts, was wir einfach ›haben‹. Nein, die Seele ist im Werden begriffen.
Friedrich Nietzsche hat das in der »Fröhlichen Wissenschaft« wunderschön formuliert: »Das Frohlocken der wiederkehrenden Kraft, des neu erwachten Glaubens an ein Morgen und Übermorgen, des plötzlichen Gefühls und Vorgefühls von Zukunft, von nahen Abenteuern, von wieder erlaubten, wieder geglaubten Zielen, von wieder offenen Meeren …«

… mehr